07.09.20

Gerettet

 


Eine wird gerettet, viele andere - nicht. Ein Kind wird denen entrissen, die ihre Ohren verschließen gegen alles Flehen und Klagen, denen, die Menschen wie wertloses Holz beiseite schieben, denen, die gegen die Schreie und aufgerissnen Münder gehen und über sie hinweg, um zuzupacken, schmerzhaft, um wegzuschleifen und fortzuwerfen. 

Ein Kind wird mutig denen entrissen, die niemandem ins Gesicht blicken. Denen, die schweigend mit großen Wagen kommen und brüllend mit Uniformen und Helmen. 

Einmal.

Am anderen Ort kommt niemand, um zu entreißen. Und niemand entkommt.

Warum erbarmen sich einige? Warum so viel Mut bei so wenigen? Während Tausende schlafen, Hunderttausende weghören, Millionen nicken und die Gefangenen verachten?

Hier ein Kind entrissen. Am anderen Ort nur eine Botschaft. Ein Zettel, heimlich davongetragen und in die Post getan. Der Schrei nach Leben, gegen den Tod überquert die Grenze, er allein - und wird gerettet. Der Schrei erreicht uns heute!

Beide Geschichten sind soeben im rainStein Verlag veröffentlicht worden.

Das Kind im Park von Rhea und Ruth Schönborn, Magdeburg/Berlin

Die Frau mit der Lotosblume von Yvonne Livay, Jerusalem

Im ersten Buch erzählt das gerettete, entrissene Kind. Und es weiß um seine Verwandten, die keine Retter hatten, die daher den Uniformierten nicht entkamen.

Im zweiten Buch wird uns von Briefen berichtet, von den Botschaften der Angst und des Abschieds... Botschaften der Schwestern, der Großmutter, die den Bewaffneten nicht entkamen. 

In beiden Büchern erfahren wir, wie es denen ergeht, die mit dem Überleben leben müssen.

Oben sehen Sie ein Gemälde von Ermanno Boller, er malte wiederholt diejenige, die nur noch Zettel in der Hand hatte, als alle ihre Verwandten daheim schon ermordet waren.

Was mit uns ist, das müssen wir entscheiden.

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