29.04.19

Eine Geschichte von Widerstand und Ohnmacht


Ein Kind, wohlbehütet, wächst in den Zwanzigern und Dreißigern des 20. Jahrhunderts in Paris und Montreux, dann wieder Paris auf... das Schicksal wendet sich abrupt mit dem Tod des Vaters, als es vierzehn ist... und noch viel mehr wendet es sich, als die Deutschen in seine Stadt einmarschieren. Da ist das Mädchen achtzehn. Sie flieht, schwanger, mit ihrer Mutter und ihrem Ehemann, in den französischen Süden... Sie geht in den Widerstand, sie ist Jüdin. War der Widerstand eines verfolgten Juden damals "normal"? Nein!  Ihr Mann, Jude und ebenfalls (als Fluchthelfer) in der Resistance, landet im KZ. Der Widerstand der jungen, nun schon zweifachen Mutter aber geht weiter, mit allen Mitteln.

Diese und andere Geschichten werden erzählt von Verena von Hammerstein, die in der Schweiz aufwuchs. Es sind Geschichten ihrer jüdischen Freundinnen, Freundinnen von Kindheit an. So ist es auch die Geschichte einer Ohnmacht: Im Sicheren zusehen oder besser: erahnen zu müssen, was diejenigen erleiden, die einem so nahe stehen.

Das hatte für Verena damals schon Konsequenzen - und es hatte dann Konsequenzen ein Leben lang.
Ohnmacht bleibt gewiß ein Bestandteil des Weges, den Nichtverfolgte gehen. Dennoch sind echte Anteilnahme, Verstehenwollen und Suchen nach jedweder möglichen Hilfe für Menschen, die unschuldig unmittelbar vom Tod bedroht sind, eine Chance, uns selbst aus der Ohnmacht zu helfen.

Dörthe Kähler: Verena von Hammerstein und ihre jüdischen Freundinnen, rainStein 2019, 19,90 €

21.04.19

Ostern 2019


Foto: rainStein



Woher ist das Leben so plötzlich
mit aller Kraft gekommen?
Woher bricht es ein
in unsere Welt?
Was hat es sich vorgenommen?

Was macht es so warm
auf unserer Haut und gibt dem Auge
was es erbaut
wenn doch die lange, eisige Nacht
noch besteht mit finsterer Macht?

Was ist es? Was birgt es?
Wollen wir dem Geheimnis vertrauen?
Ein Pfeil aus Licht durchbricht
die Zeit.
Seit Menschengedenken.
Der Pfeil zur Ewigkeit.

rainStein

07.04.19

Eine Rezension


Ja, die Kirchenzeitung für die Evangelische Kirche in Berlin, Brandenburg und oberschlesische Lausitz hat das jüngste rainStein Buch von Dörthe Kähler, "Verena von Hammerstein und ihre jüdischen Freundinnen", zur Lektüre empfohlen. Verena und ihre Geschichte gehören natürlich in den kirchlichen Kontext, ist sie doch selbst Theologin (Examen bei Kriegsende) und Tochter wie Frau eines Pfarrers. Und jüdische Freundinnen sind zumindest bei einem Teil der Kirchenmitglieder bestimmt eine gute Sache.

Die Empfehlung aber hat einen weiteren Fokus: Daß in diesem Buch Geschichten über Frauen von Frauen erzählt und reflektiert werden. Nicht zu vergessen natürlich das Geleitwort - ebenfalls von einer Frau!
Männer kommen im Buch tatsächlich nur am Rande vor.
Bücher über Frauen, von Frauen erzählt und geschrieben - sollte das heute  eigentlich noch so ungewöhnlich sein?
Oder ist dies das Spezielle: Daß Frauen im christlichen und jüdischen Kontext bedeutungsvoll genug sind, daß ihre Geschichte erzählt wird?
Für die Generation, von der im Buch hauptsächlich die Rede ist, gilt das gewiß. Es ist noch nicht lange, daß Frauen in der Kirche sichtbar eine Rolle spielen! Eine Rolle als Individuen, als Sprechende, als Amtsträger, als Prägende.
Heue ist das ganz anders, aber es war nicht so. Und aus jener anderen Welt berichtet das Buch: Wie Frauen ganz unabhängig vom Frauenbild ihrer Zeit selbstständig, frei und mutig gehandelt haben.

Ein Zitat aus dem Geleitwort lenkt den Blick auf einen weiteren Grund, weswegen der Rezensentin das Buch wichtig sein könnte: Es zeigt, wie sehr es auf die Tat (eines einzelnen Menschen) ankommt. Nicht auf "Glauben", sondern auf die Tat. Nicht das Wortbekenntnis, sondern was wir tun, zählt.

Es zählt nicht, ob wir uns als antifaschistische Demokraten begreifen, sondern ob wir uns schützend vor Juden stellen: heute.  Es zählt nicht, ob man davon redet, "wegen Auschwitz" in die Politik gegangen zu sein, sondern ob Deutschland sich endlich schützend vor Israel stellt.

Daher ist dieses Buch wichtig. Und die Rezension.






02.04.19

Frühling

Heute ist der Frühling da, mit einemmal sieht die Welt ganz anders aus, alles verändert sich - wir auch. Für den Moment sind wir berührt, verbunden mit allem, was lebt, verbunden mit Licht und einem großen Gefühl für Aufbruch und Neubeginn.


Foto: rainStein

Ein Glück, daß wir das erleben können - jedes Jahr! Als hätten wir es nie erlebt. Und doch ist es vertraut und läßt unsere tiefe Bindung spüren - an das Leben, dessen Teil wir sind.

Es verbindet uns mit uns selbst, mit unseresgleichen und mit allem, was größer ist als wir.

Seit Jahrtausenden besingen wir diese fast nicht beschreibbare Zeit.
Menschen nutzen, was sie um sich herum erleben, von altersher als Kraftquelle und Seelenbrunnen.
In unseren Worten lebt Staunen, lebt die Hoffnung, die das Überall-Werden in uns weckt.
Hoffnung, die wir brauchen wie Regen und Licht.

Worte verbinden, Verse und Bücher:
Sie verbinden über Generationen, über Länder, Sprachen und Völker.

Wir sind nicht die ersten. Und wenn wir unsere Worte dazutun, werden wir nicht die letzten sein.

rainStein stimmt Jahr für Jahr in den großen Gesang ein.






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