12.03.19

Einer

An einem Sonntag in einer Kirche...
Nein, nicht in einem Gottesdienst.

Volles Haus! Das ist ja schon besonders. Warum Andrang herrscht, wissen wir eigentlich nicht. Weil viele eingeladen haben? Weil es schöne klassische Musik gibt, gespielt von jugendlichen Musikern, die sich hier ihren freien Tag um die Ohren schlagen? In einem so wunderbaren Gebäude, wo man gerne (und warm an diesem naßkalten Tag) sitzt?
Oder sollte es wirklich das Thema sein, das die Leute so zusammenbringt?

Das Thema berührt auch rainStein: Gemeinsam gegen Judenfeindschaft.

Wozu sonst die rainSein-Bücher, seit Jahren, die, fast schon vorhersagbar, wieder und wieder um dieses Thema kreisen: vergangene Judenfeindschaft, heutiger Israelhaß. Und natürlich wollen die Bücher nicht nur Berichterstatter sein, sondern Aufklärer und Beweger und Anreger, damit man sieht und weiß und neu denkt - nicht abwehrt, abschüttelt, übersieht und falsch versteht.

Ja, viele Reden werden an diesem Sonntag gehalten. Es reden die Gastgeber, ein Politiker, Bischöfe beider Kirchen, ein Rabbiner, und - als eigentlicher Festredner - ein noch höherer Kirchenvertreter.
Sie legen sich ins Zeug, es ist von nötigem Mut, Moral, Widerstand die Rede. Aber es klingt, als hätten manche selbst nicht allzuviel damit zu tun.
Mensch, wo bist du? heißt es im Motto.
Wo stehen diese Redner?
Man weiß nicht, ob alle wissen, wovon sie reden? Einige scheinen nicht recht informiert zu sein. Wissen sie, wo sie stehen?

Die Gefahren, die jeder kennt, der sich um Juden sorgt, die werden kaum benannt.

Nun gut: Der Festredner weiß immerhin um die tödliche Bedrohung, in der sich der jüdische Staat an allen seinen Grenzen befindet, durch Iran/Hisbollah/Hamas/Muslimbruderschaft etc. Ohne obligatorische, rituelle Kritik am Judenstaat kommt zwar auch er nicht aus, die ist wie eine Decke, die er hochhält, damit er die existentielle Gefahr überhaupt ansprechen darf.
Gleichzeitig verzichtet er aber in aller Vorsicht und Rücksicht darauf, die Politik der Deutschen zu erwähnen. Eine Politik, die sich in UN und EU regelmäßig gegen den jüdischen Staat stellt und gleichzeitig Freundschaft mit denen bekundet, die die Vernichtung von Juden zum Staatsziel haben.

Doch ein Redner ist da, der deutlich genug die wahre Lage benennt. Es ist, wohl kein Zufall, der einzige Jude, der spricht.

Er ist es, der sagt: Judenfeindschaft war schon immer da und wird bleiben. Nicht verwunderlich ist ihr giftiges Wirken bei links wie bei weit rechts. Verwunderlicher ist es, den judenfeindlichen Virus heute offen in der Mitte zu finden, mitten in der liberalen, linken, konservativen Gesellschaft, mitten in den Medien, der Politik. Eben da ist das Gift.
Das zeigt alle Erfahrung, erweisen alle Studien der letzten Jahre: Es herrscht im europäischen Mainstream spürbar Feindschaft gegenüber den lebenden Juden wie gegenüber dem Staat der lebendigen Juden, der weltweit einzigen Heimstatt der heutigen, handelnden Juden. (Notdürftig kaschiert als Israelkritik).
Diese moralische Umkehrung wird zahlenmäßig unterstützt durch Millionen Menschen, denen Judenfeindschaft von Kindesbeinen an beigebracht wurde und wird. Sie sind zumeist erst seit Kurzem hier im Land.

Man könnte hinzusetzen: Judenfeindschaft ist auch inmitten der Kirche. Davon allerdings spricht heute niemand.

Mensch. Wo bist du.

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